Vortrag mit dem Historiker Rainer Borsdorf mit anschließender Diskussion
Die Beiträge, die deutsche Juden in Thüringen in der Vergangenheit leisteten, waren vielfältig. Moderne Kaufhäuser mit neuartigem Service, bahnbrechende Erfindungen, Maßstäbe setzendes soziales Engagement, eine fortschrittliche, bürgerorientierte Landesverfassung und ein gewichtiger Anteil an Industrialisierung und Wirtschaftswachstum gehören ebenso dazu wie bedeutende Beiträge zu Architektur, bildender Kunst, Literatur und Musik. Doch je erfolgreicher und assimilierter jüdische Thüringer wurden, desto stärker wurden Neid und Hass der Antisemiten. Ihre »Reform-Vereine« forderten lautstark, die rechtliche Gleichstellung der jüdischen Minderheit komplett zu annullieren. Ihre Demagogie und ihr menschenverachtender Rassenwahn hatten zunächst nur punktuell Erfolg. Doch das NS-Regime erhob den Judenhass zur Staatsdoktrin, der in der Shoah gipfelte. Thüringen spielte dabei eine unrühmliche Vorreiter-Rolle.
Nach 1945 bauten sich die Überlebenden vor allem in Israel und den USA eine neue Existenz auf. In der SBZ/DDR blieben nur ganz wenige von ihnen; ihre Zahl schrumpfte im Laufe der Jahre noch weiter.
Das Buch des Historikers Rainer Borsdorf über die Geschichte der Juden in Thüringen vom Kaiserreich bis zum Ende der DDR schließt eine Lücke zwischen lokalhistorischen Beiträgen und den Darstellungen zur Geschichte der deutschen Juden.
Dienstag, 14. Mai 2024 - 19:30