Es ist 13.30 Uhr, die Glocken der Meininger Stadtkirche läuten 18 Minuten und an der Straße stehen Kinder Spalier, um die Vorbeifahrenden freundlich zu begrüßen. Alles ist fast wie vor 180 Jahren, als am 27. August 1845 die englische Queen Victoria zu ihrem wahrscheinlich einzigen Besuch in Meiningen eintraf. Auf die 100 Kanonenschüsse zum Empfang haben die Meininger heute verzichtet. Das passt gerade nicht in die Zeit, da sind die meisten sich einig. Dafür bekommt Herzog Bernhard II. eine eigene Krone auf seinen Denkmalsockel, denn er hatte damals persönlich dafür gesorgt, dass Victoria und Albert auf ihrer geplanten Reiseroute einen kleinen Umweg über Meiningen machten. Die Bernhardstraße war dezent geschmückt, aus der Musikschule strömten liebliche Töne und die Autorin Elisa Jakob gab Interessierten in der Meininger Tourist-Information Einblicke in ihren im November erscheinenden Historienroman „Queen Victoria“. Alles war very british, alles war very nice.
Wer auf eine richtige Königin gewartet hatte, der wurde wahrscheinlich enttäuscht. „Jede und jeder auf der Straße sollte sich hier und heute fühlen wie eine Königin“, sagte Dirk Bradschetl vom Stadtmarketing. Gemeinsam mit seinem Team erinnerte er mit der kleinen Aktion am Mittwoch an diesen historischen Besuch, mit dem die Stadt auch die ersten Schritte zu einem wirklich großen royalen Jubiläum geht.
In genau vier Jahren jährt sich zum 200. Mal die Inthronisation, also die Thronbesteigung von Queen Adelaide. Die Queen, die vorher als Prinzessin Adelheid von Sachsen-Meiningen im Schloss Elisabethenburg in Meiningen aufwuchs und 1837 den Thron für ihre Nichte Victoria frei machte. Und da schließt sich der Kreis und gibt eine Erklärung, warum Victoria im August 1845 ihre „dear Family at M“ besuchte und das Treffen als „extremely well“ empfand.
Ein großes Dankeschön der Meininger geht an die Autorin Elisa Jakob, die während der Entstehung ihrer Romanbiografie „Queen Victoria“ in Meiningen weilte, von den Meininger Erzählungen rund um Queen Adelaide und Victoria begeistert war und uns die Frage stellte, ob Victoria jemals Meiningen besucht hatte. Hat sie! Und da geht das zweite große Dankeschön an Dr. Christian Storch aus Bad Liebenstein, der 2024 bei einer Recherche im Staatsarchiv Meiningen auf Aufzeichnungen zu diesem Besuch stieß und seine Erkenntnisse am 12. Oktober 2024 in der Südthüringer Presse veröffentlichte.
