Johannes-Brahms-Wanderweg
Stein 8: Meiningen – eine Sprosse auf der Karriereleiter
Gesprochen von: Vivian Frey
Mit Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen und seiner Ehefrau Helene von Heldburg pflegte ich ein freundschaftliches Verhältnis. Die Beiden waren sehr großzügig zu mir und förderten meine musikalische Reputation. Meine Begabung wurde früh in meiner Kindheit entdeckt – wie ich es Ihnen bereits erzählt habe. Nach einem Aufenthalt in Detmold, kehrte ich damals zurück in meine Heimatstadt Hamburg. 1860 lernte ich den Verleger Fritz von Simrock kennen. Er war mir ein enger Freund und mein Hauptverleger. Doch ich bin ehrlich zu Ihnen, mir gelang nicht immer alles. Nachdem ich weder den Direktorenposten der Philharmonischen Konzerte noch den Posten des Chormeisters der Hamburger Singakademie bekam, brauchte ich einen Tapetenwechsel. Nicht einmal der Hamburger Ehrenbürgerpreis, der mir 1889 verliehen wurde, konnte mich darüber hinwegtrösten. Denn wer mag schon Ablehnungen? Ich pflegte immer zu sagen: „Orden sind mir Wurst, aber haben will ich sie“. Mein Weg verschlug mich ab 1862 immer wieder in das europäische Musikzentrum Wien. Endgültig dort gelandet bin ich 1872. Inzwischen waren meine Lieder so beliebt, dass ich meinen Lebensunterhalt ohne Festanstellung bestreiten konnte. Trotzdem nahm ich die Stelle als Leiter des Wiener Singvereins an und wurde von 1872-1874 Direktor der "Gesellschaft der Musikfreunde".
Zum ersten Mal hat es mich im Oktober 1881 nach Meiningen verschlagen. Hier arbeitete ich mit der Meininger Hofkapelle und deren Intendanten Hans von Bülow, was den Beginn unserer langjährigen Freundschaft markiert. Vier Jahre später wurde dann die 4. Sinfonie e-moll opus 98 mit der Meininger Hofkapelle unter meiner Leitung im Meininger Hoftheater uraufgeführt. Zum 15. und damit Letztem Mal, besuchte ich Meiningen und Herzog Georg II. 1895 auf Schloss Altenstein.