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3,5 Millionen Euro für das „Deutsche Theatermuseum Meiningen“

Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat am Mittwochnachmittag den Weg für das „Deutsche Theatermuseum Meiningen“ geebnet, indem er einen Antrag über 3,5 Millionen Euro bewilligt hat. Das Museum soll im barocken Schloss Elisabethenburg sowie der benachbarten ehemaligen herzoglichen „Reithalle“ seinen Platz finden. Geplant ist eine 1.210 qm große Ausstellungsfläche, die sich auf drei Bereiche verteilt und 500 Jahre deutsche Theatergeschichte systematisch darstellt.

Herzstück dieses besonderen Projektes ist die Herrichtung des „Riesensaales“ im Schloss Elisabethenburg. Dieser prächtige, hochbarocke Saal wird seit 20 Jahren nicht mehr öffentlich genutzt, weil eine Gefährdung durch beschädigte Decken und Wandbereiche für Besuchende besteht. Der Riesensaal muss also zunächst unter Einhaltung denkmalrechtlicher Standards saniert werden. An den Riesensaal anschließend befinden sich ehemals herzogliche Gemächer, die ebenfalls in das Ausstellungskonzept eingebunden werden sollen. Die ehemals herzogliche Reithalle in unmittelbarer Schlossnähe soll sich der Präsentation historischer Bühnenbilder aus dem 19. und 20. Jahrhundert widmen. Die Reithalle wird bereits jetzt auch als Theatermuseum bezeichnet, wobei momentan nur einzelne Themen zur Theatergeschichte dargestellt werden können.

Den „KulturInvest-Antrag“ für das Deutsche Theatermuseum hatte Dr. Philipp Adlung, Leiter der Meininger Museen, im Juni 2024 gestellt. „Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat mit seiner Entscheidung die Weichen für ein Deutsches Theatermuseum in Meiningen gestellt. Nun wird es darauf ankommen, dass der Freistaat Thüringen die erforderliche Kofinanzierung sicherstellt. Heute aber dürfen wir uns erst einmal freuen, ich bin sehr glücklich und danke allen, die mitgeholfen haben, dass es zu dieser wunderbaren Entscheidung gekommen ist: das sind vor allem unsere Bundestagsabgeordneten, die sich parteiübergreifend für unsere Stadt und unsere Region erfolgreich eingesetzt haben. Für die Meininger Museen heißt es nun: die Arbeit kann beginnen“, so Dr. Adlung am Mittwochnachmittag.

Die Pläne sehen vor, dass das Vorhaben gemeinsam durch Museen und Stadt zu realisieren ist. „Wir freuen uns wahnsinnig über diese großartige Nachricht aus Berlin. Sie ist ein Bekenntnis zum zukünftigen Deutschen Theatermuseum und eine große Unterstützung bei der Sanierung unseres Schlosses durch den Deutschen Bundestag“, sagt Bürgermeister Fabian Giesder. „Ich bin froh, dass wir mit Dr. Adlung wieder einen echten Visionär an der Spitze der Meininger Museen haben, der ein solches Projekt nicht scheut. Und ich bin dankbar für die parteiübergreifende Unterstützung dieses Projektes im Stadtrat sowie die außerordentliche Unterstützung unseres Bundestagsabgeordneten Frank Ullrich, der diese Idee eines Deutschen Theatermuseums von Beginn an unterstützte und sich in Berlin für seine Heimat einsetzte“, so das Stadtoberhaupt.

Der Bundestagsabgeordnete Frank Ullrich ist einer der wesentlichsten Unterstützer. "Die Bundesförderung aus dem KulturInvest-Programm ist für unsere geschichtsträchtige Theaterstadt ein beeindruckender Erfolg. So wie ich von den visionären Vorstellungen im Rahmen eines persönlichen Gesprächs im Februar dieses Jahres absolut begeistert war, so überzeugte auch das Vorhaben meine Kollegen im Haushaltsausschuss. Es ist eine großartige Mannschaftsleistung, dass unsere Elisabethenburg in Meiningen zu den wenigen ausgewählten Projekten gehört, die vom Bundesprogramm profitieren. Gelebte Theatergeschichte mit Zukunft wird hier einen festen Platz mit nationaler Anziehungskraft erhalten", ist sich der gebürtige Trusetaler sicher.

 

Frank Ullrich im Gesprch mit Dr Adlung Anne Pietzsch

3 Fragen an Dr. Philipp Adlung, Leiter der Meininger Museen

Herr Dr. Adlung, welches Ziel wird mit diesem Projekt angestrebt?

Das Museum soll ein Erlebnisort für deutsche Theatergeschichte werden. Theater prägt seit bald 500 Jahren die deutsche Kulturlandschaft und gilt als wesentlicher Beitrag Deutschlands zur Weltkultur. Stellvertretend für viele stehen Dramatiker wie Kleist, Schiller oder Horvath, Opernkomponisten wie Mozart, Weber und Wagner oder Darsteller wie Ekhof, Iffland oder Marlene Dietrich. Zugleich gibt es in Deutschland mit den Theatern in den ehemaligen Residenzen sowie den bürgerlichen und privat getragenen Theatern heute die wohl dichteste Theaterlandschaft der Welt. Auch in ihrer Arbeitsweise mit festen Ensembles und einem abwechslungsreichen Repertoirebetrieb sind sie einmalig. Anders als für die Literatur, die Kunst oder die Musik gibt es kein Museum, in dem die deutsche Theatergeschichte, umfassend und systematisch dargestellt wird. Das wollen wir nun ändern.

Auch unter pädagogischen und sozial-integrativen Aspekten leisten die Theater in Deutschland viel und tragen damit gesamtgesellschaftliche Verantwortung. Ein Deutsches Theatermuseum Meiningen versteht sich zugleich als Verbundprojekt der bestehenden Theatermuseen und Forschungseinrichtungen. Sie sollen alle in die Entwicklung aber auch spätere Arbeit des Museums eingebunden werden; entsprechende Gespräche haben bereits stattgefunden. Wechselausstellungen, die in Meiningen und anderenorts gezeigt werden könnten, sollen an die Seite der permanenten Ausstellung in Meiningen treten.

Warum passt das „Deutsche Theatermuseum“ so gut nach Meiningen?

Meiningen ist sowohl historisch, aber auch kulturgeschichtlich ein guter Standort für ein solches Museum. Das Schloss Elisabethenburg, Mittelpunkt des zukünftigen „Deutschen Theatermuseums Meiningen“ steht unter Denkmalschutz und wird vom Thüringer Landesdenkmalamt als Denkmal von nationaler Bedeutung eingestuft. Es ist der Ursprungsort der bekannten Meininger Theatergeschichte: im barocken sogenannten Riesensaal wurde seit 1682 Theater gespielt, wobei die herzoglichen Familien zu den Akteuren zählte. Dieses Liebhabertheater bestand bis 1831, als in Meiningen schließlich ein eigener Theaterbau errichtet wurde.

Meiningen ist zudem eine Stadt, in der das Theater und die Theatergeschichte zum Selbstverständnis der Menschen gehören wie kaum woanders. Herzog Georg II. (1826-1914) etablierte das moderne, ensemblegestützte Schauspiel und ließ sein Ensemble bei ausgedehnten Gastspielen in Deutschland und Europa auftreten. Mit den hier praktisch umgesetzten „Meininger Prinzipien“, die neben der Ensemblearbeit die Rollen von Regisseur, Bühnenbildner und Intendanz neu definierten, entstand das, was wir heute als modernes „Regietheater“ begreifen. Meiningen steht kulturhistorisch für zwei wichtige Aspekte der deutschen Theatergeschichte: das höfische Theater und die Theaterreformen des 19. Jahrhunderts. Beide Themen können hier „authentisch“ erzählt werden, zumal sich hier eine der bedeutendsten Sammlungen deutscher Theatergeschichte befindet: hier und nirgendwo sonst werden historische Bühnenbilder und Kostüme systematisch gesammelt und gezeigt.

Die Stadt wird seit 300 Jahren von einem ganz besonderen Theatergeist geprägt, der sich allen Besuchenden unmittelbar mitteilt. Schließlich gibt es mit dem Staatstheater Meiningen einen starken Akteur, der schon jetzt jährlich 160.000 Gäste anzieht. Die gemeinsame Trägerschaft von Staatstheater und Meininger Museen unter dem Dach der Kulturstiftung Meiningen-Eisenach ist deutschlandweit einmalig und führt zu einer sehr engen inhaltlichen Zusammenarbeit.

Wie sieht der Zeitplan für das Vorhaben aus?

Bauplanung: 2025/2026

Umsetzung Bau und Ausstellung: 2026 bis 2029

Die Ausstellungsbereiche „Herzogliche Gemächer“ und „Reithalle“ könnten parallel zu den baulich erforderlichen Maßnahmen im „Riesensaal“ umgesetzt werden. Die Ausstellung als Ganzes würde dann 2029 mit dem Ausstellungsteil im „Riesensaal“ ihren Abschluss und Höhepunkt finden.

Weitere Infos

Im Jahr 2026 feiert die Stadt Meiningen den 200. Geburtstag Herzog Georgs II. Geplant sind eine Reihe an Veranstaltungen sowie Ausstellungen rund um das Leben und Wirken des Theaterherzoges.

Sie möchten mehr erfahren? Werfen Sie einen Blick in das Schloss Elisabethenburg oder schauen sich auf der Internetseite der Meininger Museen um.

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